Unabhängige vs. abhängige Vermögensberatung

Beratung hört sich immer gut an. Schließlich begibt man sich dabei in die Hände von Experten, die wiederum schließlich etwas von ihrem Hand- oder Kopfwerk verstehen sollten bzw. zu verstehen vorgeben. Doch so einfach ist es oftmals nicht: Eigen- und Fremdinteressen verhindern nicht selten transparente, kundenorientierte und auf fundierten Analysen basierte Beratungsleistungen. So nicht zuletzt auch im Bereich der Vermögensberatung. Eine mögliche Lösung: Die unabhängige Vermögensberatung. Wir klären auf, was es damit auf sich hat.

Wie verlässlich ist abhängige Vermögensberatung?

Widmen wir uns zunächst der Frage: Was ist eine »abhängige« Vermögensberatung? Vermögensberatungsleistungen sind immer einer zweischneidiges Schwert: Einerseits sollen sie so gut es eben geht im Dienste des Kunden stehen, d.h. an seinen Wünschen, Bedürfnissen und Möglichkeiten ausgerichtet sein; andererseits werden Beratungsleistungen ja aber auch nicht aus reinem »Spaß an der Freude« erbracht, sondern ganz klar auch vor dem Hintergrund der Erwirtschaftung von Gewinnen und der Gewinnmaximierung. Offensichtlich ist dies ein nicht einfach zu lösendes Dilemma, denn es stellt sich hier durchaus die Frage, für welche Seite der Berater sich im Zweifelsfall entscheidet.

Sogenannten »abhängigen« Vermögensberatern wird in dieser Hinsicht dabei oftmals eher das Zweitere nachgesagt, sprich die Orientierung an persönlichen Interessen oder den Interessen ihrer Arbeitgeber bzw. der Emittenten bestimmter Wertpapiere, von denen sie eben maßgeblich »abhängig« sind. Zwar darf man dies freilich nicht einfach so generalisieren und sollte mit Anschuldigungen vorsichtig verfahren. Gleichwohl scheint hier eine systemimmanente Strukturlogik am Werk zu sein: Das durchschnittliche Grundgehalt eines abhängigen Vermögensberaters ist eher gering. Von daher ist er auf Provisionszahlungen notwendig angewiesen, will er ein gutes Auskommen sicherstellen. Hinzu kommen Vorgaben im Hinblick auf Verkaufszahlen bzw. Abschlüsse von Verträgen oder Depoteröffnungen, die die jeweiligen Arbeitgeber - beispielsweise eine klassische Bankfiliale - den Beratern vorschreiben und sie damit unter Druck setzen. Und schließlich sind abhängige Vermögensberater oftmals an den Absatz bestimmter Produkte von bestimmten Emittenten vertraglich gebunden. Das bedeutet, dass Kunden unter Umständen Produkte kaufen, die möglicherweise gar nicht zu ihnen passen. Als Zusatzkosten erwarten die Kunden, die derartige Beratungsleistungen in Anspruch nehmen, häufig auch noch recht hohe Depot- und Kontoführungsgebühren.

Unabhängige Beratung ist individueller

Eine unabhängige Vermögensberatung unterscheidet sich gegenüber einer abhängigen in vielen Punkten, die dem Kunden letztlich höhere Vorteile zu gewähren versprechen. So finanzieren sich unabhängige Berater erst einmal nicht über Provisionen. Ab dem 1. Januar 2018 sind »Unabhängige Anlageberatung« und »Unabhängiger Anlageberater« sogar gesetzlich geschützte Berufsbezeichnungen, die an der Zulassung zum Honorarberater nach § 36c WpHG oder zum Honorar-Finanzanlagenberater nach § 34h GewO zu erkennen sind. Wohlgemerkt sind Bezeichnungen wie »Finanzberater«, »unabhängiger Finanzberater«, »Vermögensberater«, »unabhängiger Vermögensberater« demgegenüber nicht gesetzlich geschützt. Honorarberater unterliegen einem Provisionsverbot, und auch Vertriebsfolgeprovisionen fallen nicht an. Darüber hinaus sind unabhängige Anlageberater nicht an etwaige Produktemittenten gebunden und können ihren Kunden somit die ganze auf dem Finanzmarkt verfügbare Produktpalette anbieten. Die Angebote werden von daher eng an die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Kunden angeschmiegt und ihnen nicht einfach, und gewissermaßen notgedrungen, »übergestülpt«.

Letztlich liegt es natürlich auf der Hand, dass selbst unabhängige Vermögensberatung kein Garant für etwaigen Investmenterfolg darstellt. Auch hier gibt es selbstverständlich Risiken. Und jeder, der bereit ist, auf dem Finanzmarkt buchstäblich sein Glück zu versuchen, muss folglich auch immer damit rechnen, dass sein Glück ihn verlässt oder von vornherein ihm gar nicht zuteilwird.

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