Foto: pixabay.com
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Der Leipziger Stadtbrief

Man kennt Leipzig heute als die größte Stadt Sachsens. Mit über einer Halben Million Einwohnern ist Leipzig sogar die elftgrößte Stadt der Bundesrepublik Deutschland. Doch jede große Metropole hat einmal ganz klein angefangen. An die Wurzeln und Anfänge denken die Bürger und Besucher im Jahr 2015, wenn sie den 1000sten Geburtstag der Stadt feiern können (mehr dazu in unseren Special "1000 Jahre Leipzig Stadtfest").

Auf der Suche nach den Wurzeln Leipzigs

Die Gründung Leipzigs (hier geht es zur Chronik von Leipzig) geht zurück auf eine kleine slawische Siedlung, die an beiden Ufern des Flusses Parthe angelegt wurde. Dies haben die archäologischen Grabungen von Herbert Küas, im Gebiet des heutigen Matthäikirchhofs, bestätigt. Zum ersten mal erwähnt wurde die Siedlung als „urbs libzi“ im Jahre 1015 in der Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg. Er war einer der wichtigsten Geschichtsschreiber in der Zeit der Ottonen und seine Dokumente zählen zu den wichtigsten Zeugnissen des ostfränkisch-deutschen Reiches um die Jahrtausendwende. Mit „urbs libzi“ ist so viel gemeint wie „Stadt der Linden“. Das verbriefte Stadtrecht wurde den Leipzigern allerdings erst 141 Jahre später durch den Markgrafen Otto der Reichen von Meißen verliehen. Die verschiedenen Ansiedlungen von Handwerkern und Händlern profitierten von der wirtschaftlich günstigen Lage an der Kreuzung der wichtigen Handelswege Via Regia und der Via Imperii. Mit dem Stadtbrief wurde den Anwohnern nicht nur das Stadtrecht, sondern auch das wichtige Marktrecht verliehen. Der Markgraf verfolgte mit dem Dokument, welches heute als Stadtbrief bezeichnet wird, seine Interessen und die der damaligen Herrscherfamilie.

Verbrieftes Recht

Die Gründung der Stadt basierte auf einem verordneten Zusammenschluss bereits bestehender Siedlungen. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Ansiedlungen im Bereich der heutigen Nikolaikirche, entlang des Brühls und um die heutige Thomaskirche herum. Über das genaue Erscheinungsbild dieser frühen Siedlungen geben die historischen Dokumente allerdings wenig Aufschluss. Es lassen sich nur Vermutungen anhand der archäologischen Grabungen feststellen. Mit der Stadtbegründung wollte Markgraf Otto die Präsenz seiner eigenen Herrschaft befestigen und sicher hatte er sich gesteigerte wirtschaftliche Erträge aus dem Wirken der Handelsleute und Handwerker erhofft, denn diese waren von nun an zu Zahlungen und Abgaben an den Markgrafen verpflichtet.

Dokument wirft ungelöste Fragen auf

Der Stadtbrief der dies bezeugt, ist ein Pergament in der Größe einer Postkarte. In den 33 Zeilen in Lateinischer Sprache werden grundlegende Fragen des Zusammenlebens der Bürger geregelt. Auf dem Dokument selbst ist allerdings keine Datierung und kein Name des Ausstellers zu finden. Es wird vermutet, dass das Reitersiegel Ottos erst später angebracht wurde. Über diese Kontroversen ist die Geschichtsforschung bis heute noch im Unklaren und manch ein Forscher zweifelt die Echtheit des Dokuments an. Inhaltlich legt der Stadtbrief den städtischen Rechtsbereich fest, er enthält das Marktrecht, klärt die Besitzverhältnisse der Bürger und Abgaben für die Nutzung der Mühle und legalisiert die Stellung eines Richters. Trotz der Ungereimtheiten ist der Stadtbrief ein interessantes und wichtiges historisches Dokument, welches heute im Stadtarchiv Leipzig aufbewahrt wird. Er ermöglicht uns einen Einblick in die spannende Zeit des Mittelalters.

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