Leipzigs Kirchen

Die Geschichte der zahlreichen Leipziger Kirchengebäude ist eng mit der Entwicklung der Stadt Leipzig  verbunden. Im frühen Mittelalter entstand aus einer kleinen slawischen Siedlung vor circa 1000 Jahren die frühe Stadt „urbs Libzi“, welche sich an der Kreuzung der wichtigen mittelalterlichen Handelsruten Via Regia und Via Imperii, zu einer aufstrebenden Markt- und Handelsstadt entwickelte. Mit der Verleihung des Stadtrechts, durch Otto den Reichen von Meißen, im Gründungsjahr 1165, entstanden auch die ersten beiden großen Kirchbauwerke – die Thomaskirche und die St. Nikolaikirche, die heute noch immer das historische Zentrum der Stadt Leipzig markieren. Diese beiden bedeutenden Kirchbauten des Mittelalters befanden sich innerhalb der ehemaligen Stadtmauer und waren von 1539 bis 1876 die einzigen Pfarrkirchen der Stadt.

Reformation und Revolution in St. Nikolai

Die Nikolaikirche ist bis heute die größte Kirche in Leipzig und neben der Thomaskirche auch die bekannteste Kirche der Stadt. Als Namenspatron des altehrwürdigen Sakralgebäudes, dient der Heilige Nikolaus. Die Kirche wurde im romanischen Stil erbaut, welcher im Ursprung, an der Westseite des Gebäudes bis heute noch sichtbar ist. Erst im 15. und 16. Jahrhundert erfolgte der anschließende Ausbau zur dreischiffigen Hallenkirche im Stile der Spätgotik. Besonders prächtig erscheint der Innenraum der St. Nikolaikirche. Er wurde im Zuge der Aufklärung komplett umgestaltet und zwischen 1784 und 1797 nach der Vorstellung einer jüdischen Urhütte umgestaltet. Davon zeugen die riesigen Säulen, die in den scheinbaren Himmel des Innendachs hinauf ragen und deren Kapitelle an Blätter und Ranken erinnern. Am 25. Mai 1539 predigten zu St. Nikolai die Reformatoren Martin Luther und Justus Jonas und läuteten damit die Reformation auch in Leipzig ein. Sicher war man sich dieser revolutionären Strahlkraft bewusst, als Anfang der 1980er Jahre die ersten Montagsgebete in der St. Nikolaikirche stattfanden. Im Laufe der Zeit trafen sich immer mehr Menschen, um für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt zu beten. Schließlich entwickelten sich aus den Gebeten, die friedlichen Montagsdemonstrationen, die letztlich zur Friedlichen Revolution und zum Fall des DDR-Regimes führten. So wurde die St. Nikolaikirche bis heute zum einem wichtigen Symbol und Erinnerungsort für Frieden und Freiheit.

Die Thomaskirche – Ort der Musik

Neben der St. Nikolaikirche ist die Thomaskirche ebenso alt und weit über die Stadtgrenzen Leipzigs hinaus bekannt. Die zweite Hauptkirche der Stadt gilt auf Grund des berühmten Thomanerchores und der Thomasschule, als musikalisches Zentrum der Stadt Leipzig. Hier wirkte der bedeutendste und beliebteste Komponist der Barockzeit, Johann Sebastian Bach als Thomaskantor. Zwischen 1212 und 1222 wurde die ältere Marktkirche, zu Ehren von Reliquien des Heiligen Thomas, zur Stiftskirche des neuen Thomasklosters umgebaut. Bei archäologischen Grabungen stieß man auf Reste des alten romanischen Baus. Ebenfalls im Jahr 1212 wurde der Thomanerchor gegründet und somit ist der Thomanerchor einer der ältesten Knabenchöre Deutschlands. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Kirchbau stets erweitert oder umgebaut. Der bedeutendste Zusatz ist wohl der markante achteckige Turm aus der Zeit der Renaissance. Noch heute tritt in der Thomaskirche regelmäßig der traditionsreiche Thomanerchor auf. Zusammen mit dem Gewandhausorchester werden vom Chor, jeden Freitag um 18.00 Uhr und Samstags um 15.00 Uhr, Motetten aufgeführt, sowie in  jedem Gottesdienst am Sonntag um 9.30 Uhr, eine Kantate – wie schon zu Zeiten von J. S. Bach. Auch an besonderen Feier- und Festtagen, kann man hier den klaren Stimmen der jungen Sängerknaben lauschen, wenn sie nicht gerade auf Welttournee sind. Zahlreiche Werke von Bach wurden eigens für den Gottesdienst in der Thomaskirche komponiert und dort uraufgeführt.

Die Kirchen der Ortsteile Leipzigs

Als 1889 mit Reudnitz und Anger-Crottendorf die ersten Orte nach Leipzig eingemeindet wurden, prägten nun auch ländliche Kirchbauten das Leipziger Stadtbild. Mit weiteren Eingemeindungen kamen mehr und mehr Dorfkirchen hinzu, die sich meist in der Mitte der alten Ortslagen befanden und bis heute teilweise noch erhalten sind. Als die ehemaligen Dörfer sich in der Folge der Industrieellen Revolution, zu stark bevölkerten Vororten entwickelten, wurde so manche Kirche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts umgebaut oder erneuert. Mittlerweile zählt das Stadtgebiet Leipzig mehr als 90 Kirchbauten, wovon 65 Kirchen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens angehören, der traditionell mitgliederstärksten Konfession Leipzigs.

Ein neuer Kirchenbau im Herzen Leipzigs

Eine architektonische und ökonomische Besonderheit ist der Neubau der Neuen röm.-kath. Propsteikirche St. Trinitatis, gegen über des Neuen Rathauses. Der hochmoderne Sakralbau der Leipziger Architekten Ansgar und Benedikt Schulz, soll das Leipziger Stadtzentrum um eine weitere bemerkenswerte Kirche bereichern. Nach dem die wachsende katholische Gemeinde der Propsteikirche, die von Bomben zerstörte Kirche nach dem Krieg nicht wieder aufbauen durfte, entstand erst 1982 ein neues katholisches Pfarrzentrum. Über die Jahre wies die Neue St. Trinitatiskirche allerdings erhebliche Baumängel auf und so hatte die Gemeinde immer noch kein würdiges neues Gotteshaus gefunden. Erst im Jahr 2014 sollte der dritte Bau der St. Trinitatiskirche, am ehemaligen Standort, vollendet werden. Die neue Kirche wurde nach besonders umweltfreundlichen Nachhaltigkeitsstandards entwickelt. Hier soll ein neues sakrales Zentrum entstehen, ein zeitgemäßes Zeichen des Glaubens sowie ein einladender spiritueller Ort für Gläubige und Nichtgläubige, im Herzen der Stadt Leipzig.

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