
1000 Jahre Leipzig: Die Geschichte vom Alten Rathaus zu Leipzig
Wenn die Stadt Leipzig im Jahr 2015 ihre 1000-jährige Ersterwähnung mit einem großen Fest feiert, sollte an dieser Stelle natürlich auch den geschichtsträchtigen Gebäuden der Stadt gedacht werden. Das Alte Rathaus der Stadt Leipzig, liegt auf der Ostseite des Marktes und ist eines der bedeutendsten Gebäude der Sächsischen Renaissance. In der Peripherie des Alten Rathauses, spielte sich seit je her das Leben im Zentrum der Stadt ab und die alten Mauern sind Zeugen und stille Beobachter der regen Stadtgeschichte. Das ehrwürdige Gebäude wurde in der Mitte des 14. Jahrhunderts errichtet, denn die reichen Bürger der Stadt Leipzig wollten einen Ort schaffen, der den verschiedenen Funktionen zur Regelung des städtischen Lebens in der wachsenden Handelsstadt angemessen war.
Der Stolz der Bürger
Der Vorgänger des heutigen Alten Rathauses war ein zweckmäßiger Bau. So plante man im Inneren einen großen Festsaal, ein stattliches Ratszimmer, Stuben für die Stadtschreiber, ein Archiv und weitere Räume, die für die städtische Verwaltung von Nöten waren. Eine spätere Erweiterung des Rathauses verband den Gebäudekomplex außerdem mit einem Kauf- und Tuchhaus. Im Dezember des Jahres 1467 konnte man endlich die fertige Ratsstube einweihen. Seine, uns heute so bekannte, historisch wertvolle Fassade, erlangte das Alte Leipziger Rathaus allerdings erst durch einen Umbau durch den regierenden Bürgermeister und Großkaufmann Hieronymus Lotter in den Jahren 1556 bis 1557. Hieronymus Lotter beauftragte verschiedene Persönlichkeiten der Stadt Leipzig mit der Gestaltung des Rathauses. Der Entwurf ist wohl dem Obermeister Paul Speck zu zuschreiben. In der Folgezeit wurde der Bau allerdings noch mehrfach verändert.
Goldener Schnitt und Goldene Kehlen
Die Fassade des Alten Rathauses ist deshalb so besonders, weil sie nach dem Goldenen Schnitt konstruiert wurde. Damit ist die asymmetrische Aufteilung der gestaltenden Elemente der Fassade gemeint, die einem bestimmten ungeraden Seitenverhältnis entsprechen, welches nach Auffassung der Renaissance besonders ästhetisch wirke. Heute zählt das Alte Rathaus zu den bedeutendsten Bauwerken der Renaissance auf deutschem Boden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Alte Rathaus den Ansprüchen als Verwaltungsgebäude einer stetig wachsenden, industriellen Stadt nicht mehr genügend und schlicht zu klein geworden. 1905 zog der Verwaltungsapparat deshalb in das Neue Rathaus, am heutigen Wilhelm-Leuchner-Platz, um. Das ehemalige Rathaus der Leipziger wurde in der Folge grundlegend renoviert und umgebaut. Seit 1909 beherbergt das Alte Rathaus das Stadtgeschichtliche Museum wo sich interessierte Besucher den historischen Festsaal im Renaissancestil, die Ratsstube, eine Schatzkammer und das Landschaftszimmer, mit Malereien aus dem Spätbarock ansehen können. In der Ratsstube unterzeichnete der Musiker und Komponist Johann Sebastian Bach 1723 seine Anstellungsurkunde als Thomaskantor. Im Stadtgeschichtlichen Museum kann man das einzige authentische Porträt des berühmten Bachs bewundern. Das Museum zählt zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Leipzigs und präsentiert in seiner Ausstellung den Umfang der spannenden Stadtgeschichte vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart. Besonders sehenswert ist das 25m² große Stadtmodel im Festsaal, welches die Stadt um 1823 zeitgenössisch und detailliert darstellt.
Ein Bummel über den Marktplatz
Waren das Alte Rathaus und die umliegenden Märkte einst Zentrum der Verwaltung, des Handels und der Justiz, so ist der Markt mit den angrenzenden Gebäuden heute eine der schönsten Flaniermeilen des historischen Leipziger Zentrums. Besucher können dank der neuen S-Bahn-Linie direkt auf dem Leipziger Markt aussteigen und mit einem Stadtbummel beginnen. In zentraler Lage befinden sich rund um den Leipziger Markt viele Geschäfte, Cafés und Restaurants die zum Verweilen einladen. Auch unter dem historischen Gewölbe des Alten Rathauses befindet sich ein Restaurant „Das Alte Rathaus“. Hier kann man auch gemütlich draußen sitzen, die frisch zubereiteten Speisen genießen und dem bunten Treiben auf dem Marktplatz zuschauen. Die Touristen-Information im Gewölbegang des Alten Rathauses hält außerdem weitere Tipps für Stadtentdecker parat und in den Schaufenstern der Antiquariate, die das Alte Rathaus heute beherbergt, kann man alte Schätze bewundern. So ist das Alte Rathaus bis heute ein lebendiger Ort im Herzen Leipzigs geblieben, dem man unbedingt einmal einen Besuch abstatten sollte.
Bildrechte: „Altes Rathaus Leipzig 2013“ von Appaloosa - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.