Cannabis auf Rezept: Wie sich die Nachfrage seit der Teillegalisierung verändert hat

Seit April 2024 ist Cannabis in Deutschland teilweise legalisiert. Ein Schritt, der nicht nur den Freizeitkonsum betrifft, sondern auch die medizinische Versorgung nachhaltig beeinflusst. Besonders Cannabis auf Rezept steht seitdem stärker im Mittelpunkt, denn Patienten und Ärzte nutzen die neuen Möglichkeiten deutlich intensiver als zuvor.
Veränderungen seit April 2024
Seit der Teillegalisierung von Cannabis im April 2024 hat sich der Markt für medizinisches Cannabis in Deutschland spürbar verändert. Ärzte verschreiben häufiger ein Cannabisrezept, Patienten beantragen vermehrt eine Therapie, und Krankenkassen registrieren steigende Antragszahlen. Cannabis auf Rezept ist damit zu einem festen Bestandteil der Versorgung geworden und sorgt für neue Dynamiken in Medizin, Politik und Wirtschaft.
Die Nachfrage steigt aus mehreren Gründen. Zum einen sorgt die klare gesetzliche Grundlage dafür, dass Patienten mit chronischen Schmerzen oder neurologischen Erkrankungen eher den Antrag stellen und ein Cannabisrezept einfordern. Zum anderen trägt die verstärkte Medienberichterstattung dazu bei, das Thema breiter zu verankern. Berichte in der Tagesschau oder im Ärzteblatt verdeutlichen, dass Cannabis zunehmend als seriöse Therapieoption wahrgenommen wird. Was früher mit Vorurteilen behaftet war, ist heute Teil einer offenen medizinischen Diskussion.
Mehr Rezepte und steigende Anträge
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) weist darauf hin, dass die Importmenge von medizinischem Cannabis in Deutschland im Jahr 2024 sprunghaft angestiegen ist: von 8,1 t im 1. Quartal auf 31,7 t im 4. Quartal, was einer fast vierfachen Zunahme entspricht – insgesamt wurden über 72 t Cannabisblüten für medizinische und wissenschaftliche Zwecke importiert
Einen detaillierten Einblick in Verordnungen und Kostenerstattung bietet die IKK Classic: Hier stieg die Zahl der Versicherten mit Kostenübernahme von 1.012 (2017) auf 2.599 (2023); Rezepte nahmen im selben Zeitraum von 3.256 auf 14.696 zu. Diese Daten weisen auf einen deutlichen Anstieg medizinischer Nutzung hin – wenngleich 2024 laut IKK Classic bisher kein weiterer Anstieg im Vergleich zu 2023 zu erkennen ist (hochgerechnet).
Parallel: Anträge bei Krankenkassen – uneinheitliches Bild
Verlässliche, exakte Zahlen zur Genehmigungsquote auf Bundesebene liegen derzeit nicht vor. Der GKV-Spitzenverband stellt jedoch für das erste Quartal 2024 Bruttoumsätze für cannabinoidhaltige Fertigarzneimittel in Höhe von rund 51,3 Mio. € fest bei 97.565 Verordnungen. Damit wird deutlich: Die Verordnungen erfolgen – dennoch bleibt laut Einschätzung je nach Krankenkasse und Diagnose eine unterschiedliche Genehmigungspraxis bestehen.
Ärzte zwischen Offenheit und Zurückhaltung
Die Haltung der Ärzteschaft ist nach wie vor gespalten. Schmerz- und Palliativmediziner verschreiben Cannabis häufiger, da sie die Wirkung in ihrer täglichen Arbeit erleben. In Hausarztpraxen herrscht dagegen oft noch Zurückhaltung, nicht zuletzt wegen fehlender Erfahrung oder Unsicherheit in Bezug auf Indikationen und Dosierungen. Auch die bisher nicht vollständig gesicherte Studienlage trägt dazu bei, dass manche Ärzte vorsichtig bleiben.
Gleichzeitig nimmt die Nachfrage nach Fortbildungen und Leitlinien zu. Viele Ärzte wünschen sich mehr wissenschaftliche Klarheit, um Cannabis sicher in ihre Behandlungskonzepte einzubinden. Mit wachsender Datenlage und Erfahrungen aus der Praxis dürfte sich die Zurückhaltung in den kommenden Jahren verringern.
Avaay und digitale Versorgungsketten
Eine wichtige Rolle in der Versorgung spielt die Verfügbarkeit von Medizinalcannabis über Apotheken und spezialisierte Anbieter. Avaay Medical, Teil der Berliner Sanity Group, gehört zu den Unternehmen, die hochwertige Sorten bereitstellen und künftig auch exklusive Produkte auf den Markt bringen. Ab 2025 soll etwa durch eine Kooperation mit „Khalifa Kush“ ein erweitertes Sortiment in Apotheken erhältlich sein – nach strengen pharmazeutischen Standards produziert und für die Versorgung in Deutschland zugelassen.
Auch digitale Plattformen tragen zur besseren Versorgung bei. Avaay arbeitet mit Apotheken und spezialisierten Partnern zusammen und stellt hochwertige Medizinalcannabis-Sorten für die ärztliche Verschreibung bereit. Über telemedizinische Modelle lässt sich ein Cannabisrezept effizient einlösen und diskret bearbeiten. So entsteht eine Versorgungskette, die klassische Arztpraxen ergänzt und besonders in ländlichen Regionen den Zugang erleichtert.
Politische, medizinische und wirtschaftliche Folgen
Die gestiegene Nachfrage wirkt sich auf mehreren Ebenen aus. Politisch rücken Fragen zur Kostenübernahme und zur Qualitätssicherung stärker in den Fokus. Krankenkassen fordern einheitlichere Verfahren, Patientenverbände drängen auf schnellere Genehmigungen. Medizinisch werden die zunehmenden Verordnungen genutzt, um die Datenlage zu verbessern und die Wirksamkeit in verschiedenen Indikationen weiter zu erforschen.
Auch wirtschaftlich ist der Effekt spürbar. Apotheken passen ihre Lagerhaltung an, Großhändler und Produzenten erweitern ihre Kapazitäten, und neue Partnerschaften zwischen Herstellern und Telemedizin-Plattformen entstehen. Damit entwickelt sich ein Markt, der nicht nur Arbeitsplätze schafft, sondern auch den Gesundheitssektor modernisiert.
Ausblick
Die Entwicklung seit der Teillegalisierung zeigt: Cannabis auf Rezept ist längst im deutschen Gesundheitswesen angekommen. Ob die Versorgung stabil bleibt, hängt davon ab, wie schnell Ärzte klare Leitlinien erhalten, Krankenkassen ihre Verfahren vereinfachen und digitale Modelle in die Regelversorgung integriert werden. Avaay und andere Hersteller werden dabei ebenso eine Rolle spielen wie die Plattformen, die Patienten den Zugang erleichtern.
Fest steht: Cannabis wird seinen Platz als Arzneimittel weiter ausbauen. Die kommenden Jahre entscheiden, ob Deutschland eine Versorgung schafft, die Patienten zuverlässig unterstützt und gleichzeitig die medizinischen und wirtschaftlichen Chancen nutzt, die dieser Markt bietet.